Ausgabe 2/2010
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Editorial
Neubeginn
Was mir auffällt!
Veränderungen
Patent auf Lebewesen?
Kurz notiert
 

In Brasilien diskutiert

Ist die Patentierung von Lebewesen vertretbar?
Von Dr. Claus Schwambach, São Bento do Sul

"Patentierung von Lebewesen" ist nicht nur ein Lieblingsthema der Anhänger von Greenpeace. Zunehmend beschäftigen sich die Medien, die Regierung Brasiliens, aber auch wir Christen mit diesem Thema. Erstaunt stellt man in Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien fest, wie stark Unternehmen und hier Forscher in wachsendem Maße hunderte von Pflanzen und Tieren patentieren lassen – allen voran, die des Amazonasgebietes. Weltweit agierende Konzerne versuchen systematisch, möglichst viele Patente auf das Erbgut von Pflanzen, Tieren und sogar das des Menschen zu erhalten. Heute gibt es Unternehmen, die sich - gesponsert von der Pharmaindustrie - auf die Analyse und Patentierung von Genen spezialisiert haben. Die größte Sorge der brasilianischen Regierung liegt darin begründet, dass der Patenthalter dann das Recht hat, alle kommerziellen Anwendungen so zu kontrollieren, dass Forschung oder gar Anwendungen behindert werden oder nur gegen Bezahlung von allzu hohen Summen geschehen können. Was uns am meisten erstaunt, ist die Tatsache, dass viele "unserer" Pflanzen und Tiere sozusagen uns gar nicht mehr so richtig gehören. Die Entwicklung geht sogar so weit, dass in diesen Tagen die Yanomami-In- dianer – einer der größten Indianerstämme Brasiliens – patentiert wurden. Neben dem kulturellen Gut waren die Forscher an Blutproben interessiert. Ähnliches geschah auch mit anderen Indianerstämmen, wie den Caritianas und SuruĂ­s, von denen man hörte, dass viele Blutproben in modernen Laboren oder Zellbänken untersucht wurden und es Versuche gab, sie zu patentieren. Das Thema beschäftigt hierzulande zunehmend auch uns Christen. Braucht man bestimmte bei uns wohlbekannte Teekräuter, die man für medizinische Zwecke anwenden will, und will man sie kaufen, dann zahlt man sehr viel Geld für sie. Sie wachsen zwar wie "Unkraut" im Amazonasgebiet, weil sie aber bereits von der Pharmaindustrie patentiert wurden, bekommt man sie nur für einen hohen Preis. Mehr und mehr erzählen uns unsere Geschwister, die Soja oder Weizen pflanzen, wie schwierig und teuer es heute sei, Samen zu kaufen. Denn der Versuch Supersorten zu entwickeln, wird von Konzernen so durchgeführt, dass die Vielfalt verringert und die Preise gesteigert werden. Sie bestimmen die Preise für Saatgut und sogar für die Ernte. Und das geht in diesem Bereich so weit, dass man einen modernen Kolonialismus durch Bio-Piraterie befürchtet. Das sind Fragen, die uns immer mehr auch als MEUC beschäftigen, denn viele unserer Mitglieder sind Bauern. Vor allem sie fragen uns, wie man als Christ damit umgehen kann. Sie überlegen, ob man da einfach bedenkenlos mitmachen kann oder eher kritisch sein muss. Der brasilianische Kongress ringt um strengere Gesetze. Auch wir Christen lassen unsere Stimme mehr und mehr laut werden: Wem gehört eigentlich unsere Natur? Kann man einfach bestimmte Tiere oder gewisse Heilpflanzen aus den Urwäldern weltweit monopolisieren? Wo beginnt eine ethische Grenzüberschreitung? Wo beginnt die Aneignung des Naturerbes ein Missbrauch zu werden? Werden nicht Pflanzen, Tiere und sogar Menschen zu einer Sache gemacht, um zur Quelle von Gewinn von Großkonzernen zu werden? Insofern gehört es sicherlich auch zum weltweiten Gebetsanliegen, dass das Bewusstsein um diese Problematik unter Christen wachsen möge und dass Christen Weisheit bekommen, eine evangeliumsgemäße Entscheidung zu treffen.

 

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Last modified: Thu Feb 23 00:00:00 CET 2010