Ausgabe 3/2010
Archiv
Titel
Editorial
Der Herr ist treu!
Ideen
Offene Tür
Ein Geschenk Gottes
Drogenarbeit
Fußball
Kurz notiert
Gebetsanliegen
 

Geistliche und fachliche Hilfe

Beobachtungen aus der Drogenarbeit
Von Dr. Claus Schwambach, Direktor der Theologischen Hochschule São Bento

Vor wenigen Wochen haben die FLT und das brasilianische Blaue Kreuz eine neue Auflage des Fortbildungskurses "Drogenabhängigkeit und Therapeutische Gemeinschaft" begonnen. Ich war als Vertreter der FLT bei der Einführungsvorlesung dabei, um ein Grußwort zu bringen und den Kurs offiziell zu starten. Nach den üblichen Eröffnungsworten fand eine Vorstellungsrunde statt. Jeder Teilnehmer stellte sich kurz vor und erzählte etwas von seiner Arbeit. Damals waren über 30 Leute da, heute sind noch mehr hinzugekommen, sodass ca. 40 teilnehmen. Drei Dinge fielen mir auf. Sie sind für mich ein kleines Zeichen des starken Wandels, den wir hier in Brasilien in diesem Bereich durchmachen. Als erstes fiel mir auf, dass die allermeisten Mitarbeiter aus sogenannten "Therapeutischen Gemeinschaften" kommen. Therapeutische Gemeinschaften sind bei uns ein vom Staat anerkanntes Behandlungsmodell, bei dem es "Internos" (Patienten) gibt, die in der Regel 6 Monate in den Einrichtungen bleiben und dort von Psychologen, Ärzten, Arbeitstherapeuten und Seelsorgern betreut werden. Unsere CERENE ist ein klassisches Beispiel solcher "Therapeutischer Gemeinschaften" und genießt hohe Anerkennung von den jeweiligen Regierungsvertretern. Die Vorstellungsrunde zeigte, wie stark in Brasilien solche "Therapeutische Gemeinschaften" im Kommen sind und wachsen. Dieser Dienst, der von unserer Dachorganisation Cruz Azul (Blaues Kreuz) koordiniert wird, ist sehr wichtig. Wir stellen mit wachsender Sorge fest, wie die Drogenproblematik in Brasilien zunimmt. Die zweite Beobachtung war, dass die allermeisten Teilnehmer Christen sind – was nun wirklich nicht unbedingt allgemein üblich ist. Die allermeisten kommen aus neueren Kirchengemeinschaften – Pfingstler oder Neupfingstler –, die man kaum richtig kennt, die aber den Drogenabhängigen Hilfe und Erlösung anbieten wollen. Es war erstaunlich zu hören, wie natürlich doch viele davon sprachen, dass sie menschliche bzw. fachliche Hilfe und zugleich unbedingt auch geistliche Hilfe anbieten wollen. Wie "normal" war es für sie zu sagen, dass sie auch den Drogenabhängigen die Befreiung durch Jesus Christus verkündigen wollten. Auch wenn der brasilianische Staat immer noch große Bedenken hat gegenüber Einrichtungen, die von religiösen Gemeinschaften getragen werden, merkte ich kaum Hemmungen, beide Dimensionen zu verbinden. Von einer Degradierung der christlichen Diakonie zu einer bloßen säkularisierten Sozialhilfe war hier nun wirklich kaum eine Spur. Die dritte Beobachtung war, dass die Zielgruppe heutzutage in der großen Mehrheit aus Crack-Abhängigen besteht. Ich erfuhr, dass im Jahr 2009 ca. 80% der Internos der CERENE Crack-Abhängige waren (nur 8% Alkoholabhängige). Das ist ein Wandel, der sich in den letzten 2-3 Jahren intensiver vollzieht. Das bedeutet: Crack ist die Droge Nr. 1 der Gegenwart in Brasilien. Bedeutet aber auch, dass sich jeder, der mit Drogenabhängigen arbeitet, auf diese neue Tatsache entsprechend einstellen muss. Bitte beten Sie dafür, dass dieser Kurs ein Segen für viele sein möge und die unendlichen Einrichtungen, die sich um die doch rasch wachsende Zahl von Drogenabhängigen kümmern, unserer Gesellschaft wie auch unserer Kirche einen guten Dienst leisten können.

Was ist Crack?

Crack ist eine Droge, die aus Natriumhydrogencarbonat (Natron) hergestellt wird. Sie wird in kleinen Pfeifen geraucht und wirkt extrem schnell (in ca. 8 bis 10 Sekunden). Crack ist die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial. Schon nach einmaligem "Genuss" kann es zu einer dauerhaften Abhängigkeit kommen.

 

home

 

impressum

   © 2010 by GnadauerBrasilienMission•  webmaster@gbm-meuc.org


Last modified: Thu Feb 23 00:00:00 CET 2010