Ausgabe 3/2011
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Mein Bein ist weg – und jetzt?

Unfall auf dem Weg zum Familienkongress
Von Lodemar Schlemper, Blumenau

Wer Jesus nachfolgt wird auch in große Probleme kommen können. Besonders schlimm traf es ein junges Paar. Beide waren vor kurzem zum Glauben gekommen, als ein Unfall ihre Lebensplanung umwarf. Lodemar Schlemper, Missionar in Blumenau berichtet.

Gisela Bittencourt fuhr als Beifahrerin auf dem Motorrad ihres Verlobten, Erich Pacheco, am 8. April von Blumenau nach Mato Preto (ca. 130 km), um dort am Familienkongress teilzunehmen. Seit ca. 18 Monaten hatten sie sich zu unserer Gemeinde einladen lassen. Sie kamen, hörten zu, nahmen regelmäßig an den Gottesdiensten und an einem Bibelstundenkreis teil. Sehr bald merkten sie, dass sie Jesus als ihren Herrn und Heiland brauchten. Die Entscheidung für Jesus fiel nach kurzer Zeit. In der Gemeinde fanden sie Freunde. Die Freude an dem Wort und an der Gemeinschaft wuchs. Inzwischen fühlten sie sich so richtig zu Hause. Das Angebot der Familienfreizeit haben sie mit großer Freude angenommen. Gespannt warteten sie auf den Beginn. Dann am 8. April, einem Freitag, fuhren beide mit einem anderen Paar los. Beide Motorräder fuhren langsam. Schon lange hatten sie gelernt vorsichtig mit diesem Verkehrsmittel umzugehen. Es war ein schöner Tag. Doch dann traf das Unerwartete ein. Etwa 40 Kilometer vor dem Ziel kam ihnen ein Wagen entgegen. Eigentlich ganz normal. Doch plötzlich, wenige Meter vor ihnen, lenkte der betrunkene Fahrer auf die Gegenbahn und traf voll das Motorrad auf dem Gisela mit ihrem Verlobten saß. Es gab einen harten Knall. Das mitfahrende Paar kam knapp davon. Gisela und Erich lagen auf der Straße. Es gab ein großes Entsetzen. Beide konnten nicht aufstehen. Gisela jammerte und sprach: "Ich fühle mein Bein nicht mehr!" Sie ahnte aber nicht was tatsächlich passiert war. Der Rettungswagen kam und beide wurden ins Krankenhaus gebracht. Dort erfuhr sie, dass ihr linkes Bein abgetrennt worden war. Es blieb nur noch ein Stück des Oberschenkels, oberhalb des Knies. Sie wurde sofort operiert, während ihr Verlobter in ein anderes Zimmer im Krankenhaus gelegt wurde. Er hatte verschiedene Verletzungen, aber sie waren nicht so schlimm. Morgens konnte er entlassen werden.
Ich war in Mato Preto beim Kongress. Kurz nach Beginn des Vortrags wurde ich ans Telefon gerufen. Ich wurde über das Geschehen informiert. Sofort fuhr ich zum Krankenhaus nach Jaraguá do Sul, in das beide eingeliefert worden waren. Als ich dort ankam waren die Familienangehörigen und andere Freunde schon dort. Alle waren tief schockiert. Wir versammelten alle, und ich lud sie zu einem Gebet ein. Das hat ihnen sichtlich wohlgetan und sie waren sehr dankbar dafür. Als Gisela aus dem OP kam und auf der Intensivstation lag, wurde mir erlaubt mit ihr zu sprechen. Ich ging mit Missionar Nelson Steinke hinein. Sie lag dort und weinte. Sie wusste nicht wie es ihrem Verlobten ging. Dann sagte sie: "Mein Bein ist weg. Was wird jetzt?" Wortlos standen wir vor ihrem Bett und ich konnte die Tränen nicht halten. Oft ist es gut in diesen Augenblicken zu schweigen. Mir aber kam das Wort Jesu in den Sinn: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Die portugiesische Übersetzung drückt es noch besser aus: In der Welt habt ihr Trübsale. Ich sagte ihr: "Gisela, wie oft gebraucht man dieses Wort, um andere irgendwie zu trösten. Man ahnt aber nicht, dass die Trübsal uns so nahe sein kann. Aber dasselbe Wort gibt uns auch eine Verheißung: Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!" Ich erklärte: "Weißt du, Jesus sagt, dass Trübsale zu diesem Leben gehören. Sie geschehen immer wieder, auch im Leben der Kinder Gottes. Deswegen sagt Jesus: Seid getrost ich bin da. Weil es im Leben so viele Trübsale aller Art gibt, deshalb bin ich gekommen. Sei gewiss, ich bin da. Ich verlass dich nicht." – Das war ihr ein Trost. Sie sagte: "Bitte verlasst uns nicht. Bitte betet für uns. Ich will bei diesem Jesus bleiben!" Dann beteten wir mit ihr und gingen.
Es folgten 4 Wochen Krankenhausaufenthalt, eine neue Operation, um noch ein Stück des entzündeten Beines zu entfernen. Es ging durch große Tiefen. Trotz allem entwickelte sich die junge Frau zu unser aller Erstaunen zu einer strahlenden Zeugin Jesu. Wie sehnte sie sich wieder im Gottesdienst zu sein! Welch ein Verlangen nach Gemeinschaft! Am 7. Mai war es dann soweit, dass sie mit ihrem Verlobten wieder zum Gottesdienst kommen konnte. Mit welcher Freude saßen sie da. Die Gemeinde nahm sie auf. Wir beteten und lobten Gott. War es nicht ein Wunder, dass die beiden da waren? Umso fester klammerten sie sich an Jesus, und wir freuen uns an diesem lebendigen Zeugnis. Gisa ist froh und von Herzen dankbar. Ihr Bruder besuchte sie im Krankenhaus und sagte voller Entsetzen: "Welch eine Tragödie!" Sie antwortete ihm: "Mein Bruder, siehst du nicht, dass ich und mein Verlobter leben dürfen? Ich werde trotz dieses Verlustes ein normales Leben führen können. Bitte danke mit mir!"
Gisela und Erich sind noch krankgeschrieben. Ihr Gehalt ist gesunken. Nun sind sie auf der Suche nach einer Prothese. Erschrocken stellen sie fest, dass sie sehr teuer ist. Auch hier wird sicher die Gemeinde mit eingreifen.
Weil der Autofahrer betrunken war bekommt er nichts von der Versicherung bezahlt. Bisher hat er auch nichts von den anfallenden Kosten bezahlt. Auch das ist ihnen eine Anfechtung. Aber der Glaube an Jesus hält sie aufrecht. Sie sind ganz und voll dabei. Die Familien beider sind keine Christen. Aber sie haben in der Gemeinde ihre große Familie gefunden.

Wir alle sind beeindruckt von dem frohen Zeugnis dieser jungen Leute. Da offenbart sich etwas vom Wirken Jesu in ihrem Leben: Ein Wunder Gottes.

Betet bitte für Gisela und Erich. Sie wollen nächstes Jahr im Juli heiraten. Betet, dass sie weiterhin dieses frohe und ansteckende Zeugnis weitersagen. Betet, dass sie eine günstige Prothese bekommen kann. Betet, dass sie gut mit ihr zurechtkommt. Betet, dass der Name des Herrn weiterhin durch das Leben beider geehrt werde.

 

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Last modified: Sun Apr 10 20:41:11 CEST 2011