Ausgabe 4/2011
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Titel
Editorial
Die Flut
Trost
Leid
Gnade
Hoffnung
Sinn
Wachstum
Gespräch
Kurz notiert
Gebetsanliegen
 

Menschen Hoffnung geben

Aus der Arbeit mit Gefangenen
Von Olavo Rodrigues

Unser früherer Mitarbeiter Olavo Rodrigues besucht regelmäßig Gefängnisse um Gottes Wort weiterzusagen. In einem Bericht schreibt er von seinen Erlebnissen. Helen Kohlscheen übersetzte den Artikel.

Am 5. März besuchte ich das Frauengefängnis in Piraquara zusammen mit Pastor Luis Magalhães, der als Gefängnispfarrer in Paraná arbeitet. Es ist sehr schwer bewacht. Man darf nur nach Voranmeldung kommen und man braucht ein Leumundszeugnis.
An diesem Morgen wurden drei Gottesdienste angeboten. Aus Sicherheitsgründen und um einen Aufstand zu verhindern, werden die Gefangenen in Gruppen auf den Innenhof geführt. Die Aufseher verhindern, dass sich die verschiedenen Abteilungen vermischen. Obwohl der Gottesdienst freiwillig ist nimmt der größte Teil daran teil. Aus Sicherheitsgründen geht nur der Prediger in den Innenhof. 5 Meter vor den Gefangenen bleibt er stehen. Die anderen Mitglieder unseres Teams sind hinter Gittern auf den Korridoren geschützt.
Mit diesem Besuch erreichten wir 397 Gefangene mit dem Wort Gottes. Es ist immer ein eindrückliches Erlebnis, diese Menschen in verschiedenen Altersstufen zu sehen. Wenn wir die Frauen so anschauen, können wir uns gar nicht vorstellen, was diese getan haben. Es gibt Situationen, in der ganze Familien im Gefängnis sind: die Mutter im Frauengefängnis, der Vater im Männergefängnis und die älteren Kinder im Jugendgefängnis. Im Frauengefängnis gibt es sogar einen Kindergarten. 30 Frauen, die schwanger ins Gefängnis kamen, haben in dieser Abteilung ihre Kinder bis zum 6. Lebensjahr. Wenn die Mutter weiterhin gefangen bleibt, werden diese Kinder dem Jugendamt übergeben. Beten wir darum, dass der Same des Wortes Gottes, den jene Mütter hörten, aufkeimt und viel Frucht bringt.
Am Ende des zweiten Gottesdienstes sprach ich kurz mit S. Sie ist Mutter von vier Kindern. Ihr Mann verbietet ihr den Kontakt zu den Kindern. Er kann sich nicht damit abfinden, dass sie im Gefängnis ist. Sie weinte sehr aus Heimweh zu ihnen und über die Ungerechtigkeit, die sie erlebt hat. Was sie mir erzählte, glaube ich ihr: Jemand habe ihr Drogen ins Auto gelegt. Nun gilt sie als Drogenhändlerin. Ich kenne sie aus früheren Gesprächen. Sie bat um Gebete und geistliche Betreuung, denn sie wusste nicht, wann diese Katastrophe ein Ende haben würde. Auch ist ihr nicht klar, wohin sie dann gehen wird. Jetzt war ein Wunder geschehen. Sie wird entlassen und kann die Zeit kaum abwarten. Wollen wir für diese Mutter beten, damit Gott in ihrer Familie handelt und sie zurückkehren und ihr Leben neu beginnen kann.
Die Teilnahme an einem Gottesdienst dort ist beeindruckend: Ganze Hingabe beim Singen, Angst und Gottesfurcht – Jesus ist die einzige Hoffnung, die vielen bleibt. Seit 9 Jahren gehen wir ins Gefängnis. Viele haben Jesus angenommen. Andere sind noch verschlossen. Es lohnt sich, Trost und Hoffnung zu bringen und sie für den Glauben an Jesus einzuladen, damit sie einen neuen Lebenssinn bekommen.

Jeder Gottesdienst endet mit dem Hinweis auf das Wort Gottes. Es täglich zu lesen und eine Stille Zeit zu haben ist wichtig. Wir verschenkten unser Andachtsbuch "Orando em Família". Die Gefangenen nahmen es dankbar an. Einige baten darum, dass wir auch ein Andachtsbuch an ihre Zellenkollegen gäben, welche nicht am Gottesdienst teilnehmen konnten, weil sie krank seien oder in der Einzelzelle waren. Wie wir mit der Gefängnisverwaltung abgemacht haben, ist dieses Andachtsbuch nun persönlicher Besitz einer jeden Gefangenen. Sie dürfen es später auch mit nach Hause nehmen. Beten wir darum, dass die tägliche Bibellese die Gedanken und Herzen verändere. Ich fragte wer von ihnen eine Bibel besitze. Von den 70 Gefangenen in diesem Gottesdienst hoben etwa 20 die Hand. Als ich fragte wer eine Bibel wünsche, wollten etwa 30 eine Bibel. Nun stehen wir vor einer neuen Herausforderung: Wir brauchen insgesamt 200 Bibeln mit einem einfachen, weichen Einband. Aus Sicherheitsgründen darf es kein harter Einband sein, damit die Gefangenen diesen Karton nicht als Waffe benützen.
Pastor Luis hat Zugang zu neun Gefängnissen und dem Bundesgefängnis in Catanduva, Paraná. Wir können daraus sehen wie groß dieses Missionsfeld ist.
Es gibt nichts Besseres, als das verändernde Wort Gottes einem Gefangenen zu geben, damit er seine Gedanken mit dem erbaulichen Inhalt füllen kann, in der Zeit, in der er gefangen ist, anstatt sie mit bösen Dingen zu füllen.

 

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Last modified: Sun Apr 10 20:41:11 CEST 2011