Ausgabe 4/2013
Titel
Editorial
Danke!
Hilfe nach Tod von Mateus
Gefühlsintensiv
Ein Jahr Brasilien
Offene Türen für Studenten
Schulprojekt
Wir gehen in die Schule
Missionarisch Arbeit int Ijui
Beten füreinander
Fürbittengebet in Panambi
Neues von Eshley
Kleines, großes Wunder
Alltag in Meame
Gib mir Flügel zum Fliegen
Bericht einer Pädagogin
Dritter Lebensabschnitt
Ehemalige Jugend
Volljährig!
Kurz notiert
Gebetsanliegen

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David Ruß (2.v.re.) mit Mitarbeitern der CERENE

Gefühlsintensiv!

Ein Jahr in Brasilien
Von David Ruß, ehemaliger Freiwilliger in CERENE Palhoça

David Ruß hat einen Vorteil, den nicht alle Freiwilligen haben: Zum einen ist er Deutscher und hat gleichzeitig die Brasilianische Staatsangehörigkeit. Sein Vater (Eberhard Ruß) wurde in Brasilien geboren, weil dessen Eltern (Friedrich und Marianne Ruß) wiederum mit der GBM in Brasilien als Missionare arbeiteten. Deshalb konnte David ein ganzes Jahr als Freiwilliger in Brasilien arbeiten. Für ihn greift die Visaproblematik nicht. Zum anderen spricht er aber schon Portugiesisch, weil seine Eltern in der CERENE (Palhoça und Blumenau) jahrelang mitarbeiteten. David erzählt von seinen Erlebnissen.

Heute vor genau einem Jahr bin ich in Brasilien angekommen. Ja, ich weiß, es ist spät einen Bericht über meine aktuelle Arbeit in Brasilien zu schreiben, aber ich werde Sie mit hinein nehmen in das, was mein Jahr als Freiwilliger der GBM geprägt hat. Ich habe in der Losung folgenden Spruch gelesen und finde ihn super passend zu dem, was ich erlebt, gearbeitet und gefühlt habe.

Wir glauben an Gott, der in Jesus gekommen ist, um zu versöhnen und neu zu machen. Wir vertrauen auf Gott der uns beruft, Kirche zu sein, andere zu lieben, Gerechtigkeit zu suchen und Bösem zu widerstehen, Jesus zu verkündigen, den Gekreuzigten und Auferstandenen, unseren Richter und Beistand.

Ich konnte also ein ganzes Jahr ohne Visaprobleme in Brasilien als freiwilliger Mitarbeiter in einer Therapieeinrichtung für Suchtkranke mitleben und mithelfen. Die Überschrift für dieses Jahr ist für mich: Gefühlsintensiv. Das klingt nicht sonderlich kreativ, aber es war für mich und auch für die vielen Männer mit denen ich zusammengelebt habe, für die ich versuchte ein Freund zu sein, oft der treffende Begriff.

Patienten in CERENE Palhoça „David Ruß hat einen Vogel!”

In dem Zitat heißt es „Kirche zu sein, andere zu lieben, Gerechtigkeit zu suchen und Bösem zu widerstehen ... ". Ich muss zugeben, es war immer wieder herausfordernd, die Männer zwischen 12 und 60 Jahren so zu lieben wie sie sind. Alle Menschen, die wir dort in diesem Jahr aufgenommen haben, waren dort, weil sie so viele ungelöste Probleme, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit in sich hatten, dass sie sich für eine Therapie entschieden hatten. Wir waren also so eine Art letzter Ausweg. Und unsere Aufgabe war es, diesen Menschen, die oft noch nie wirklich Liebe erfahren haben und so ziemlich zu den Abgelehntesten in unserer Gesellschaft gehören, Liebe zu schenken, Jesus zu verkündigen und jedem in seiner gefühlsintensiven Zeit den „Richter und Beistand" vorzustellen, der sie versöhnen, gerecht sprechen und damit neu machen kann. Jesus Christus, der Leben verändert.

Oft konnte man wirklich Veränderung erkennen. Es war dann sehr schön zu sehen, wie Männer, die man in den ersten Tagen noch rasieren und beim Duschen festhalten musste, nach zwei Wochen schon tatkräftig in der Arbeitstherapie geholfen haben und dann sogar das doppelte von meiner eigenen Essensportion verdrückt haben. Wenn man mit ca. 50 Männern, die wenige Monate zuvor noch mit aufgerissenen Füßen hinter Geld für den nächsten Crackstein hergerannt sind, beim abendlichen Gottesdienst Lobpreis gemacht hat und alle aus ganzer Seele mitgesungen haben, dann ist das einfach so krass und man denkt: „Ja genau! Wir machen alles richtig. Wir holen diese Menschen von der Straße und bieten ihnen und ihren Familien ein Leben mit Perspektive und voller Veränderung."

Aber dann war es auch einfach oft enttäuschend zu sehen, wie sich Patienten gestritten haben oder zu erleben, wie diese Menschen in dem so extrem schweren Kampf gegen das Böse aufgegeben haben und wieder vollgedröhnt (mit Drogen) auf der Straße sitzen.

Das meine ich mit „gefühlsintensiv:” Ein ständiges Auf und Ab von Gefühlen. Bei mir und auch bei den Patienten.

Den Mitarbeitern in der CERENE ist es ein Anliegen, diesen so wertvollen Menschen aus der Perspektivlosigkeit zu helfen. Wie kann dies gelingen? Ganz einfach und doch so schwer:

Durch professionelles therapeutisches Wissen, langjährige Erfahrung und besonders durch das Vertrauen auf den, der gekommen ist, um zu versöhnen und neu zu machen: Jesus Christus!

Ich durfte über ein Jahr lang Teil dieses Teams sein, es mit meinen Gaben ergänzen und jeden Tag neu erleben, dass es sich lohnt, in Menschen, die sonst wahrscheinlich nicht in Kontakt mit dem Evangelium gekommen wären, zu investieren und jedem Einzelnen einen Neuanfang zu ermöglichen.

 

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Last modified: Wed Oct 30 19:39:01 CET 2013