Ausgabe 2/2014

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Titel
Editorial
Hebammendienst
Lar Filadélfia
Alternative Hoffnung
Aus der Kinderarbeit in Condordia
Brasilien aktuell
Partnerschaft
MEUC & GBM
Fußball
Gedanken eines Rückkehrers
Christus bewegt
Die Vergangenheit zählt nicht
››Neues wagen‹‹
Kurz notiert
Gebetsanliegen

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Brasilien aktuell

Auch in Zukunft ein Land friedfertiger Bürger?

Von Dr. Werner Wiese

Die Geschichte

Seit 1889 steht in der brasiliani­schen Nationalflagge der positivistische Fortschrittsgedanke: ››Ordnung und Fortschritt‹‹ (ORDEM E PROGRESSO). Auch war in der Verfassung von 1891 der Gedanke festgehalten wor­den, den Regierungssitz von Rio de Janeiro in das Landesinnere zu verlegen. Der 1955 gewählte Bundespräsident Juscelino Kubit­scheck versuchte, beidem nachzu­kommen. Seine Antrittsrede 1956 stand unter dem Leitsatz: ››Fünf­zig Jahre in fünf‹‹ (Fünfzig Jahre Fortschritt in fünf Jahren Regie­rung). Deshalb begann er 1957 mit dem Bau der neuen Landes­hauptstadt Brasília im Innern Bra­siliens – mitten im Urwald. 1961 wurde sie eingeweiht. Aus dem Urwaldboden war eine modern angelegte Stadt hervorgegangen. Heute ist Brasilien die siebtgrößte Wirtschaftskraft der Welt. Den­noch gibt es im Land viel Elend.

Die wirtschaftspolitische Lage

In den letzten 10 bis 15 Jahren sind unzählige Menschen in Bra­silien aus der Armut in den un­teren Mittelstand aufgestiegen. Dennoch gibt es unendlich viele Menschen, die ohne monatli­chen direkten Geldzuschuss vom Staat an Hunger sterben würden. Die finanzielle Staatshilfe für die Ärmsten ist als eine erste Notlö­sung unabdingbar. Sie ist aber keineswegs entwicklungsfördend, weil dadurch viele Menschen nicht an der Arbeitsproduktivität des Landes beteiligt werden und keinen fairen Anteil an dem Er­wirtschafteten bekommen.

Trotz Weltwirtschaftskrise ver­zeichnete Brasilien auch nach 2008 eine Wirtschaftswachstums­rate, die weit über dem Schnitt vieler Länder lag. In den letzten Jahren ging diese Wachstumsrate bis auf etwa 2,5 Prozent im Jahr 2013 zurück – und das bei einer Inflation von 5,9 Prozent. Schon bis zur ersten vollen Februar­woche 2014 lag der Export um 5,7 Milliarden Dollar unter dem Import.

Soziale Unsicherheiten

Im Juni 2013 brach eine Massen­demonstrationswelle über dem ganzen Land aus. Die Demonstra­tionen gehen weiter. Unter den Demonstranten finden sich die sogenannten black-blocs (mas­kierte Demonstranten), die vor Gewaltakten nicht zurückschre­cken. Am 12. Februar kam es zu gewaltsamen Demonstrationen und Auseinandersetzungen vor den Regierungsgebäuden der Landeshauptstadt Brasília. Aus Sicherheitsgründen musste das höchste Landesgericht die Türen schließen. Gravierender ist, dass 2013 mehr als 50 000 Menschen im Land ermordet wurden und über 60 000 im Straßenverkehr (noch an der Unfallstelle!) ums Leben kamen.

Vor unseren Türen steht die Fußball-WM 2014. Im Land des Fußballs gibt es bisher mehr Be­fürchtungen um die WM als Be­geisterung für sie. In Facebook wird heute schon zu großen De­monstrationen während der WMSpiele aufgerufen. Die Regierung wird alles tun, um sie zu vermei­den. Wird sie das schaffen? Mit welchen Mitteln?


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Der Satz ››Ordnung und Fortschritt‹‹ ziert die brasiliani­sche Flagge. Ist die ››Ordnung‹‹ in Gefahr, wenn vom ››Fortschritt‹‹ auf Dauer nur ein Teil der Bevölkerung profitiert?

Werner Wiese, im Bild mit seiner Frau Edna, ist als Dozent an der FLT in São Bento do Sul tätig.

 

 

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Last modified: Sun Jan 4 10:05:10 CET 2015