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Brasilien aktuell
Auch in Zukunft ein Land friedfertiger Bürger?Von Dr. Werner Wiese
Die GeschichteSeit 1889 steht in der brasilianischen Nationalflagge der positivistische Fortschrittsgedanke: ››Ordnung und Fortschritt‹‹ (ORDEM E PROGRESSO). Auch war in der Verfassung von 1891 der Gedanke festgehalten worden, den Regierungssitz von Rio de Janeiro in das Landesinnere zu verlegen. Der 1955 gewählte Bundespräsident Juscelino Kubitscheck versuchte, beidem nachzukommen. Seine Antrittsrede 1956 stand unter dem Leitsatz: ››Fünfzig Jahre in fünf‹‹ (Fünfzig Jahre Fortschritt in fünf Jahren Regierung). Deshalb begann er 1957 mit dem Bau der neuen Landeshauptstadt Brasília im Innern Brasiliens – mitten im Urwald. 1961 wurde sie eingeweiht. Aus dem Urwaldboden war eine modern angelegte Stadt hervorgegangen. Heute ist Brasilien die siebtgrößte Wirtschaftskraft der Welt. Dennoch gibt es im Land viel Elend.Die wirtschaftspolitische LageIn den letzten 10 bis 15 Jahren sind unzählige Menschen in Brasilien aus der Armut in den unteren Mittelstand aufgestiegen. Dennoch gibt es unendlich viele Menschen, die ohne monatlichen direkten Geldzuschuss vom Staat an Hunger sterben würden. Die finanzielle Staatshilfe für die Ärmsten ist als eine erste Notlösung unabdingbar. Sie ist aber keineswegs entwicklungsfördend, weil dadurch viele Menschen nicht an der Arbeitsproduktivität des Landes beteiligt werden und keinen fairen Anteil an dem Erwirtschafteten bekommen.Trotz Weltwirtschaftskrise verzeichnete Brasilien auch nach 2008 eine Wirtschaftswachstumsrate, die weit über dem Schnitt vieler Länder lag. In den letzten Jahren ging diese Wachstumsrate bis auf etwa 2,5 Prozent im Jahr 2013 zurück – und das bei einer Inflation von 5,9 Prozent. Schon bis zur ersten vollen Februarwoche 2014 lag der Export um 5,7 Milliarden Dollar unter dem Import. Soziale UnsicherheitenIm Juni 2013 brach eine Massendemonstrationswelle über dem ganzen Land aus. Die Demonstrationen gehen weiter. Unter den Demonstranten finden sich die sogenannten black-blocs (maskierte Demonstranten), die vor Gewaltakten nicht zurückschrecken. Am 12. Februar kam es zu gewaltsamen Demonstrationen und Auseinandersetzungen vor den Regierungsgebäuden der Landeshauptstadt Brasília. Aus Sicherheitsgründen musste das höchste Landesgericht die Türen schließen. Gravierender ist, dass 2013 mehr als 50 000 Menschen im Land ermordet wurden und über 60 000 im Straßenverkehr (noch an der Unfallstelle!) ums Leben kamen.Vor unseren Türen steht die Fußball-WM 2014. Im Land des Fußballs gibt es bisher mehr Befürchtungen um die WM als Begeisterung für sie. In Facebook wird heute schon zu großen Demonstrationen während der WMSpiele aufgerufen. Die Regierung wird alles tun, um sie zu vermeiden. Wird sie das schaffen? Mit welchen Mitteln?
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