Ausgabe 1/2011
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Titel
Editorial
Gott ist am Wirken
Einsatz
Maria José
Frucht
Josie
Gottes Werk
Lar Filadephia
Wachstum
Kurz notiert
Gebetsanliegen
 


Henrique Deckmann (r) mit dem gewählten Exekutivdirektor Carlos Kunz

Das ist Gottes Werk

Ein Missionar erzählt aus seinem Alltag
Von Henrique Deckmann, Missionar in Joinville

Vier Jahre lang war Henrique Deckmann Bürgermeister der kleinen Stadt Maripa im Westen Paranas. Zuvor war er an verschiedenen Orten Missionar der MEUC gewesen. Nachdem er 2008 nicht nochmal kandidiert hatte, arbeitet er seit Januar 2009 wieder als Missionar – nun in Joinville, einer Großstadt im Osten Santa Catarinas am Atlantik. Henrique Deckmann ist verheiratet und hat 3 Kinder.

Joinville ist eine Stadt mit über 500.000 Einwohnern. Auf meinem Arbeitstisch liegt eine Telefonliste. Ich wähle eine Nummer. Ein Herr hebt ab, er ist Unternehmer. Ich sage ihm: "Ich habe ihre Telefonnummer, aber ich kenne Sie nicht; ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen guten Arbeitstag". Er bedankt sich und fragt, wer ich denn sei. "Henrique Deckmann, Missionar der MEUC hier in Joinville." Er will wissen, woher ich seine Nummer habe. Ich antworte ihm, dass ich eine Liste mit vielen Telefonnummern hätte; ich würde ihn gerne kennenlernen und wenn möglich einen Besuch bei ihm machen. Er staunt, dass ich ihn nicht kenne und trotzdem bei ihm anrufe. Ich sage ihm wieder, dass ich ihn gerne besuchen würde oder er mich – wenn er möchte – besuchen darf. Ich teile ihm meine Adresse mit und lade ihn auch ein, an unserem Gottesdienst sonntagabends teilzunehmen.
Der Mann fragt wieder mit Erstaunen, weshalb ich bei ihm anrufe und mit ihm sprechen möchte, da ich doch sicherlich nichts von seinem Leben wisse. Ich erwidere ihm, dass ich nichts von seinem Leben weiß, aber bereit bin mit ihm zu sprechen und ihm zu sagen, dass Gott ihn liebt. Wir vereinbaren einen Termin und sprechen miteinander. Der Mann öffnet mir sein Herz und spricht von seinen Problemen. Schließlich sagt er, dass er Jesus brauche.
Wir beten zusammen. Danach sagt er zu mir: "Es gibt aber noch so viele Dinge in meinem Leben, die anders werden müssen!" Ich rate ihm: "Bleiben Sie bei Jesus! Während Sie Ihren Weg gemeinsam mit Jesus gehen, wird er Ihr Leben ändern und umgestalten!"
Nun kommt der Mann mit seiner Familie in unseren Gottesdienst, nimmt mit seiner Frau an der Gruppe der Ehepaare und an den Musikübungen teil. Dies macht er mit solch einer Freude, dass es einfach zum Staunen ist! So überrascht uns Gott und treibt sein Werk voran.
Viele Menschen nehmen an unseren Programmen teil. Dafür sind wir dem Herrn sehr dankbar, denn es ist ja seine Sache. Das Missionsgelände vor dem Saal ist voll von Fahrzeugen, im Saal sind alle Bänke mit Teilnehmern besetzt. Wie gut Herr! Danke!
Nach den Veranstaltungen stehe ich wie üblich am Ausgang, verabschiede die Leute und wünsche ihnen Gottes Segen. Oftmals stelle ich an ihren Gesichtern fest, dass etwas nicht stimmt. Manchmal packen sie schon von selbst aus. Wie gut, wenn sie bereit sind zu einem Gespräch und für ein gemeinsames Gebet.
Manchmal bitte ich einen Bruder, eine Schwester oder ein Ehepaar sich der Person sofort anzunehmen, mit ihr zu sprechen und zu beten. Wenn die anderen Leute verabschiedet sind, setze ich mich mit ihnen irgendwo auf eine Bank in unserem Saal und spreche mit ihnen.
Vor einiger Zeit sollte eigentlich der Synodalpfarrer (Dekan) den Gottesdienst mit Abendmahl in unserer Gemeinschaft halten. Weil er in letzter Minute absagen musste, sprang ich für ihn ein. Während der Austeilung des Kelches merkte ich, dass eine Person zitterte. Beim Ausgang fragte ich diesen Herrn wie es ihm gehe. Er erzählte mir seine Not. Ich rief einen Bruder, der Lehrer ist und sich gut in Fragen der Psychologie, der Philosophie und auch mit der Bibel auskennt. Nun saßen sie da, sprachen miteinander, hörten aufeinander und beteten schließlich.
Diese unterschiedlichen Gaben im Reich Gottes sind wunderbar. Ich muss nicht alles tun, kann aber ein Vermittler und Helfershelfer sein. So gehört die Sache Gottes allen, aber der Herr ist der Handelnde.
Bei der Verabschiedung ein Händedruck, ein "sich Anschauen", eine Umarmung. Die Botschaft geschieht nicht nur von der Kanzel aus. Einmal im Monat predige ich in der Kapelle eines unserer Hospitäler hier in Joinville. Unsere treue Gruppe von Mitarbeiterinnen geht von Zimmer zu Zimmer und lädt ein, in die Kapelle zu kommen. Viele Kranke kommen mit ihren Wunden, andere kommen und halten die Stange mit der Serumflasche daran, andere kommen mit einem Begleiter oder einem Verwandten, manche Kranken auch alleine, um zu beten und sich zu stärken. Eine Frau machte besonderen Eindruck auf mich. Ihr Mann lag schon fünf Monate im Krankenhaus. Wir trafen uns in der Kapelle. Eines Tages begegneten wir uns im Markt. Ich wünschte ihr Mut inmitten der Krankheit ihres Mannes.
Vor einigen Tagen saß ich in einem Café. Da kam diese Frau mit ihrer Tochter auf mich zu und sagte: "Herr Pastor, mein Mann ist gestorben." Da standen nun die Mutter, die Tochter und der Missionar und weinten. Ich sprach ihnen Trost zu. Der öffentliche Platz störte uns nicht. Was im Moment für die Frau und ihre Tochter nötig war, war Trost und Hoffnung zuzusprechen und auf Jesus hinzuweisen. Ich lud sie ein, in unseren Gottesdienst zu kommen. Welch eine Überraschung am nächsten Sonntag! Da saßen die Mutter und ihre Tochter.
Gestern rief ich bei ihr an, um einen Besuch zu machen. "Heute ist es sehr unpassend, Herr Missionar. Lieber an einem günstigeren Tag. Aber am kommenden Sonntag werden wir wieder in ihrem Gottesdienst sein!"
Das ist Gottes Werk. Er gebraucht Vasen aus Ton, damit alle Ehre ihm allein gebührt. So handelt Gott. Beim Besuch im Hospital, durch die Botschaft in der Kapelle, eine Begegnung im Markt, eine Umarmung im Schmerz – so baut Gott Brücken. Sein Wort begegnet uns in den verschiedensten Situationen. Das ist die "mannigfaltige Weisheit Gottes".
Wollen Sie für uns persönlich und für unsere Missionsarbeit in Joinville beten?

 

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Last modified: Sun Apr 10 20:41:11 CEST 2011