Ausgabe 2/2011
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Titel
Editorial
Abschied
Neuanfang
Führung
Umkehr
Bewegung
Neue Kinder
Kurz notiert
Gebetsanliegen
 


Kinder in großer Armut

Gott kann Menschenherzen wenden

Mein Weg zu Jesus
Von Ivoney Körich, Vacaria

Ivoney Körich ist seit über einem Jahr Missionar in unserem neuen Bezirk Vacaria. Zuvor war er Missionar in Blumenau. Er beschreibt, wie Gott in sein Leben eingegriffen hat und wie er Missionar wurde.

Mein Name ist Ivoney Körich. 1967 bin ich in einer kleinen Stadt in Südbrasilien geboren. Ich wuchs mit 3 Geschwistern auf. Mein Vater ist Orthopädietechniker. Vater hat tüchtig gearbeitet. Oft übernahm er die Arbeit eines Zahnarztes. Uns ging es gut. In der kleinen Stadt wohnte ein Großgrundbesitzer, dessen Sohn Zahnmedizin studierte. Der Mann sagte zu meinem Vater: "Wenn mein Sohn mit seinem Studium fertig ist, dann kannst du von hier wegziehen, denn dann hast du keine Arbeit mehr!"
Zuerst hat mein Vater dies geschluckt. Dann kam der Tag, an dem die beiden sich in der Bar trafen. An Alkohol fehlte es nicht und der Großgrundbesitzer wollte meinen Vater mit Gewalt fortjagen. Da ging mein Vater nach Hause, holte seine Waffe und erschoss ihn.
Mein Vater kam ins Gefängnis und wir mussten Wohnung und Heimat verlassen. Das Gefängnis war in der Hauptstadt von Santa Catarina und so zogen wir in den Großraum Florianópolis.
Meine Mutter musste für den Unterhalt der Familie sorgen. Sie putzte Häuser und tat alles, um die Familie zusammenzuhalten. Wenn wir konnten, besuchten wir unseren Vater im Gefängnis. Als Kinder haben wir sehr unter dieser Situation gelitten. Man machte um uns einen Bogen. Meine Geschwister und ich sind auf der Straße großgeworden.
Mit 11 Jahren hatte ich meinen ersten Kontakt mit Drogen. Zuerst Marihuana, dann starke Drogen. Das brachte mit sich, dass ich, um die Drogen kaufen zu können, zu stehlen begann. Auch bei Überfällen war ich dabei. Regelmäßig landete ich in Bordellen. Ich versuchte zweimal mir das Leben zu nehmen. 14 Jahre meines Lebens verbrachte ich so. Es war ein unendliches Leid für mich und meine Familie. Trotzdem suchte meine Familie immer wieder Wege, mir zu helfen. Sie wollte, dass ich aus diesem Teufelskreis herauskam. Man brachte mich in eine Psychiatrie. Hier wurde ich mit Tabletten ruhig gestellt. Als ich entlassen wurde, begann das alte Leben wieder. Inzwischen war mein Vater aus dem Gefängnis gekommen. Nun versuchte er mir zu helfen. Anstatt mich zu bessern, wurde ich immer schlimmer. LSD kam nun dazu. Ich begann aus Nase und Mund zu bluten.
Eines Morgens, als ich in den Spiegel schaute und mich betrachtete, kam mir in den Sinn: Bin ich dafür geboren?
Ich ging von zu Hause weg in ein Hotel, hatte aber kein Geld. Nach 28 Tagen wurde ich rausgeworfen. Mein Bruder zahlte die Rechnung. Mit Angst ging ich nach Hause. Widererwarten sagte mein Vater: "Ivoney, wir haben dich gerne! Du bist unser Kind! Du darfst nach Hause kommen, aber unter einer Bedingung: Vorher machst du eine Behandlung in Blumenau in einem Rehazentrum!" Der Pfarrer unserer Gemeinde besuchte mich, erklärte mir alles und ich nahm die Einladung an. Der 19. September 1991 war der Tag meiner Einlieferung.


Eine neue Gemeinde in
Vacaria wurde eröffnet

Die CERENE war die einzige in unserem Staat, die einen Namen hatte, aber sie war sehr einfach. Eine Autogarage, ein alter, umgebauter Kuhstall, ein Bretterhaus, in dem der Mitarbeiter wohnte, das war alles. Ich sagte ö zu meinem Bruder: "Wollt ihr mich von der Welt isolieren?" Meine Eltern waren Christen, aber ich? Ich hatte selten eine Bibel in der Hand gehabt. Christliche Lieder – sie waren mir fremd. Jeden Tag Gottes Wort zu hören war eine völlig andere Welt, die ich hier kennenlernte. Bald habe ich zu rauchen aufgehört. Ganz in der Nähe des Reha-Zentrums war ein Tanzsaal. Dort war eine Evangelisation.
Der Evangelist leuchtete in mein Leben. Gottes Wort traf mich. Ich merkte ganz deutlich, dass ich diesen Jesus als meinen Erretter annehmen sollte. Ich fasste Mut, suchte ein Gespräch. Es kam zur Lebensbeichte. Allen Schmutz und mein verpfuschtes Leben brachten wir unters Kreuz und mir wurde Vergebung gewiss. Bald wurde mir geraten, doch ein Jahr Bibelschule in São Bento do Sul zu machen. Vorher kehrte ich in meine Heimat zurück. Wo ich konnte und wo ich es wusste brachte ich mein Leben in Ordnung. Es waren keine leichten Gänge, aber ich wurde froh dabei.
Nun war der Weg zur Bibelschule frei. Hier lernte ich meine Frau Christiane kennen. Das Jahr ging zu Ende. Ein Missionar in Pomerode gab mir eine Wohngelegenheit und so war ich unter guter Aufsicht.
Wir heirateten. Ich musste noch allerhand lernen. Mit Geld umzugehen war ein Problem, aber auch hier halfen mir Brüder mit meinem Geld hauszuhalten. Unser Pfarrer lud mich ein, mitzuarbeiten. Mein Vater gab mir Arbeit in seinem Labor. Gott schenkte uns zwei Buben, die uns große Freude ins Haus brachten. Im November 2004 kam eine Einladung: "Wir brauchen einen Mitarbeiter in der CERENE (Drogenrehaklinik) in Blumenau, der den Ehemaligen nachgeht und die Selbsthilfegruppe aufbaut und betreut." Das Projekt bekam den Namen "Zweite Meile", weil wir auch die zweite Wegstrecke mit den Abhängigen nach der Therapie gehen wollen. Wir arbeiteten sehr gerne in dieser Aufgabe. Wer so viel Liebe und Gnade erlebt hat, gibt sie auch gerne weiter. Wenn sogar für mich noch Hoffnung da gewesen war, dann gibt es in der Tat keine hoffnungslosen Fälle. Gott kann!
Vor einem Jahr hat mich Gott in die Mission als hauptamtlicher Mitarbeiter berufen. Ich darf Zeugnis von der Gnade Gottes in meinem Leben geben und Menschen einladen, ihr Leben ganz dem Herrn Jesus anzuvertrauen. Auch in der Stadt Vacaria, in der wir jetzt wohnen, haben wir schon eine große Selbsthilfegruppe. Wir dürfen hier erleben, wie unser Gott Menschen verändert.

 

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Last modified: Sun Apr 10 20:41:11 CEST 2011