Ausgabe 4/2011
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Titel
Editorial
Die Flut
Trost
Leid
Gnade
Hoffnung
Sinn
Wachstum
Gespräch
Kurz notiert
Gebetsanliegen
 

Und dann kam die Flut

Wieder große Überschwemmungen in Santa Catarina
Von Curt Grigull, Missionar in Rio do Sul

Grigull

Es ist gerade 3 Jahre her, dass eine Flutkatastrophe das Tal Itajaí im Süden Brasiliens heimsuchte. Besonders schlimm waren damals die Erdrutsche. Im September 2011 gab es eine neue Flutwelle. Diesmal blieben die großen Erdrutsche aus. Trotzdem wurde besonders die Stadt Rio do Sul von den Wassermassen getroffen. Curt Grigull ist dort Missionar und beschreibt die Situation.

Rio do Sul liegt in einem Tal, 360 Meter über dem Meeresspiegel. Hier wohnen 70.000 Menschen. Es regnete schon viele Tage, die Pegel der Flüsse waren sehr angestiegen und die Messstationen maßen bis zu 9 Meter über dem Normalstand. Einige Häuser waren schon im Wasser verschwunden. Dann kam eine Woche mit Sonnenschein und wir hofften, dass alles vorübergehen würde. Aber der Regen kam wieder und der Fluss stieg nochmals auf über 9 Meter. Nochmals sank der Fluss, weil eine Woche lang die Sonne schien. Als aber dann wieder Regen kam, stieg der große Fluss Rio Itajai Açú, der durch die Stadt läuft, auf 13,54 Meter an. Mit seiner gefährlichen Strömung mitten durch die Stadt führt er viel Schmutz und Zerstörung mit sich. Sogar die Menschen auf den Bergen um die Stadt herum hatten Angst, denn manche Hänge kamen ins Rutschen. Zwei Familien aus unsrer Gemeinde verloren ihre Häuser: Adolfo Sieves und Rafael Bernicher. Sie mussten schnell fliehen, damit sie nicht auch noch ihr Leben verlieren. Insgesamt waren es über 20.000 Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten. Wir lebten ein paar Tage wie auf einer Insel in unsrer Stadt. Wir hatten keinen Kontakt nach außen und viele waren ohne Wasser und Essen. Mit einem Kanu haben wir den Leuten geholfen, indem wir sie transportierten und zur Linderung der Not Lebensmittel brachten. Nach 4 Tagen war das Wasser soweit zurück gegangen, dass wir mit der Säuberung anfangen konnten. Da erst überblickten wir das ganze Ausmaß der Zerstörung. Viele Bewohner haben alles verloren. Auch 11 Familien aus der Gemeinde haben vieles verloren. Aber unser Gott hat uns behütet und bewahrt, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Ich bin einer Familie begegnet: Evair und seine Frau Rosane und ihre Tochter Elis (9).

Über ihrem Haus stand das Wasser einen Meter hoch. Sie haben keine Verwandten in der Stadt und schliefen schon die fünfte Nacht am Straßenrand in ihrem Auto. Sie hatten nur die Kleider am Leib retten können. Das Essen und Dinge zur täglichen Hygiene erbaten sie von anderen Leuten. Sie warteten bis das Wasser abfließen würde, damit sie zu ihrem Haus gelangen könnten, um zu sehen, was übrig geblieben ist. Wir haben sie eingeladen und im Missionshaus aufgenommen. Auch hier stand das Erdgeschoss zwar im Wasser, aber dies passiert jedes Jahr immer wieder, daher waren wir darauf vorbereitet. Sie bekamen von uns Wäsche, Matratzen, Decken, Kissen und Essen. Wir halfen ihnen das Haus zu säubern. Zuerst mit der Hacke und dem Spaten, danach mit Wasser. Als sie merkten, dass wir Missionare sind, folgten viele Gespräche in diesen Tagen. Es war eine gute Möglichkeit über Gott und Jesus zu sprechen. Sie hatten viele Fragen über den Glauben und das Leben im Glauben. Sie hatte keine Bibel – aber ein spiritistisches Buch. Sie erbaten sich eine Bibel, die sie auch bekommen haben. Nach einigen Tagen fragten sie uns nach unserer Kirche. Sie wollten wissen, wie unsere Kirche ist, denn sie hatten viele Kirchen erlebt, die nur Geld verlangen. Sie sagten: "Die anderen Kirchen wollen immer nur Geld! Und ihr? Ihr gebt alles und verlangt nichts!" Es war die beste Möglichkeit, das Evangelium ins Leben, in die Praxis zu übersetzen. Viele Familien waren in dieser Lage; manche sogar noch schlimmer dran.
Aber es war für Rio do Sul die beste Predigt, die wir tun konnten: die Häuser reinigen, Umzüge machen, auch viel Wäsche und Gardinen waschen, Brote backen, zwischen Schmutz, Wasser, Müll und viele andere Dinge. Viele Leute aus der Gemeinde haben mitgeholfen; oft von morgens bis abends. Manchmal ohne richtig auszuruhen. Aber wir haben es erreicht, dass viele Menschen ihre Wohnungen und Häuser wieder bewohnen können. Auch Spenden kamen aus manchen Gemeinden. Brüder und Schwestern haben sich mit einem liebevollen Herz eingesetzt: Sie verteilten Lebensmittel, Hygieneartikel, Matratzen, Betten, Schränke, Decken und Wäsche.
Wir danken Gott – auch für Eure Fürbitte!

Curt Grigull (Mitte) mit Helfern aus der Gemeinschaft

 

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Last modified: Sun Apr 10 20:41:11 CEST 2011