Ausgabe 2/2010
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Titel
Editorial
Neubeginn
Was mir auffällt!
Veränderungen
Patent auf Lebewesen?
Kurz notiert
 


Mindestens 5 Jahre will die Universität Jena
mit unserer theologischen Fakultät
zusammenarbeiten.

Veränderung bewusst wahrnehmen

Erlebnisse und Eindrücke einer Reise
Von Dr. Werner Wiese, São Bento do Sul

Werner Wiese ist Lehrer an unserer Theologischen Fakultät in São Bento do Sul. Auf einer Reise durch Deutschland entdeckte er im Winter die Veränderungen in den 18 Jahren, die er nicht mehr in Deutschland war.

Vor 18 Jahren waren meine Frau und ich gemeinsam zu einer Dienstreise der GBM-MEUC in Deutschland. Und jetzt waren wir wieder miteinander in Deutschland. Es war keine Missionsreise im üblichen Sinn, aber dennoch ging es um Dienst bzw. Arbeit, genauer um eine Zeit der Forschung. Trotzdem blieben die Kontakte mit schon bekannten Menschen nicht aus und neue Kontakte konnten geknüpft werden. In einem Gespräch fragte uns jemand: "Wie ist Deutschland, wie erlebt ihr Deutschland? Hat Deutschland sich verändert, bzw. was hat sich verändert?" Im Grunde verändert sich vieles, wenn nicht gar alles, nur können wir das nicht auf einen Nenner bringen. Und bei der Frage nach der Veränderung steht ja stillschweigend eine andere Frage mit im Raum: Sind die Veränderungen zum Guten? In welche Richtung weisen sie? Was haben wir erlebt und was hat uns beeindruckt? Vieles. Einiges davon sei kurz wiedergegeben:

Zuerst: Begegnungen mit Menschen.

Trotz der langen Zeit von der letzten Reise bis jetzt ist die innerlich-geistliche Verbindung mit uns schon bekannten Glaubensgeschwistern nicht abgerissen. Insofern war diese erneute Begegnung eine Stärkung im Glauben an Jesus und kam einem persönlich-innerlichen Bedürfnis entgegen. Das hat uns froh gemacht; dafür sind wir allen dankbar! Zum anderen war die Begegnung mit uns noch nicht persönlich bekannten Christen erneut Ausdruck von christlicher Glaubensgemeinschaft. Natürlich gründet Glaubensgemeinschaft nicht im Gefühl, aber dennoch empfindet man etwas von vorhandener oder entstehender Verbindung, die den Eindruck erweckt: hier sind wir heimisch. Das ist sehr wohl zu merken. Die Verbindung durch den persönlichen Glauben an Jesus schätze ich als etwas mit vom Größten, das uns als Christen gegeben ist. Das erinnert mich wiederholt an Jesu Worte vom Loslassen des Eigenen, d.h. des Hauses oder des Vaters oder der Mutter usw. um seines Namens willen und des vielfachen Wiederbekommens. Jesus betrügt uns nicht. Das haben wir auf der Ebene persönlicher Begegnungen und in der versammelten Gemeinde erneut erlebt. Das hat uns beeindruckt und im Glauben gestärkt. In der Tat: uns verbinden ja nicht Projekte und einige gute Ideen oder sonst etwas, sondern uns verbindet Jesus Christus, der uns erlöst hat.

Zweitens: Mitgliederversammlung der GBM.

Wir nahmen an der Mitgliederversammlung der GBM in Kassel teil. Was ist uns aufgefallen? Die GBM hat sich verändert, wie auch die MEUC sich verändert hat. Das ist kein Werturteil, sondern eine nüchterne Feststellung. Wie hat sich die GBM verändert? Einerseits, ist die Mitgliederversammlung zahlenmäßig stark gewachsen. Es sind 32 Mitglieder, die aus ganz verschiedenen Teilen Deutschlands kommen. Sofern die Mitglieder die Anliegen der GBM in ihren Gemeinschaften und Gemeinden gut an- und einbringen können, ist dieses Wachstum positiv zu bewerten, auch wenn bei zunehmender Zahl Versammlungen "unpersönlicher" werden könnten. Andererseits hat sich die GBM "verjüngt". Man ist fast geneigt von einem "Generationswechsel" zu sprechen, auch was den Vorstand betrifft. "Generationswechsel" heißt ja meist mehr als nur ein Wechseln der Altersstufen. In der Kirchengeschichte gibt es genügend Beispiele von schmerzhaftem Wechsel und schmerzhaften Folgen. Insofern ist es gut, dass in der Mitgliederversammlung Alt und Jung vertreten sind und auch in dem neu gewählten Vorstand verschiedene Generationen ihre Aufgaben wahrnehmen. Dadurch ist die geistlich-geschichtliche Kontinuität grundsätzlich gewährleistet. Erfreulich war, dass bei der Wahl und Zuwahl der vakanten Stellen, nach meinem Empfinden, eine ehrliche Einmütigkeit bestand und ein Mitfreuen mit den neu Gewählten. Endlich, so der Eindruck, versteht die GBM die MEUC als ihre Partnerorganisation, an deren Ergehensie vor allem innerlich teilnimmt und bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte. Das sollten beide Partnerorganisationen (GBM und MEUC) so sehen und im gegenseitigen Vertrauen bewusst weiter pflegen. Das ist nötig, damit wir nicht eines Tages geistlich geschichtslos und entwurzelt im religiösen Wirr-warr unserer Zeit dastehen.

Drittens: Aufenthalt an derUniversität in Jena.

Der größte Teil der Zeit in Deutschland diente der Forschung in akademischen Bibliotheken, vor allem der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Diese Zeit war in verschiedener Hinsicht sehr wertvoll. Auch hier nur ein paar Streiflichter: Außer der Forschungszeit hielt ich zwei Gastvorträge in der Theologischen Fakultät. Einen Vortrag im Rahmen einer Ringvorlesung zum Thema "Jesus Christus zwischen Wissenschaft und Glaube", bei dem es mir vor allem erneut um das Fragen nach dem geschichtlichen Jesus im Zusammenhang des Theologiestudiums ging. Den zweiten Vortrag hielt ich im Rahmen einer Paulusvorlesung unter dem Thema "Das Ausharren der Schöpfung und die eschatologische Hoffnung". Dazu kamen Begegnungen mit den Professoren und Mitarbeitern der Theologischen Fakultät. Bei diesen Begegnungen ging es vor allem um einen Austausch über die Lehrtätigkeit und Interessengebiete der einzelnen Professoren. Hinzu kam die Teilnahme an einer Begegnung zwischen den Professoren der Theologischen Fakultät der Universität Jena und der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt im Forschungszentrum in Gotha. Außerdem gab es persönliche Gespräche mit einzelnen Professoren der Theologischen Fakultät. Zum Schluss wurde eine Vereinbarung unterzeichnet zwischen der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena und unserer Theologischen Fakultät (FLT).
Diese Vereinbarung sieht folgende Bereiche vor: 1. Die Förderung von Absolventen der FLT und die Ermöglichung zur Promotion zum Doktor der Theologie. 2. Austausch von Lehr- und Forschungspersonal beider Fakultäten. 3. Austausch von Studierenden beider Fakultäten. 4. Austausch von Forschungs vorhaben und gegebenenfalls die Einbeziehung in laufende Forschungsprojekte und Entwicklung gemeinsamer Forschungsvorhaben. Solch eine Vereinbarung zwischen einer Theologischen Fakultät einer deutschen Universität und einer zahlenmäßig so kleinen und jungen Fakultät, wie die unsere in Brasilien, die in keine Universität eingebunden ist, sondern deren Trägerschaft eine Missionsarbeit oder –verband ist, geschieht sicher nicht oft. Das muss man sich einmal klar machen. Das Fazit des Aufenthaltes in Deutschland mit Schwerpunkt der Weiterforschung ist durchgehend positiv. Dafür sind wir persönlich sehr dankbar.

 

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Last modified: Thu Feb 23 00:00:00 CET 2010